Samstag, 5. September 2015

Kasachstan - Qaraghandy - kasachisches Ruhrgebiet


Bergbau im Vorort

Qaraghandy ist die Oblast (Region) aus der wir von 21 Jahren ausgewandert sind. Gegen Mittag kommen wir hier mit dem Nachtzug an.

Bahnhof von Qaraghandy
In Qaraghandy angekommen, steht schon ein Taxifahrer, der seine neuen Fahrgäste für 500 Tenge (fast 2€) 1,5 km bis zum Apartment fährt. Auf dem Weg erzählt mein Bruder dem Taxifahrer seine Geschichte (identisch mit meiner) warum er jetzt nach Qaraghandy kommt. Er muss wohl auch sehr aufgeregt sein, denn so eine Redseligkeit mit Fremden kenne ich gar nicht von ihm.
Das Apartment in Qaraghandy ist wohl das älteste und schlechteste, was wir bis jetzt auf der Reise hatten. Aber hey, ich war 3 Wochen zelten, ich bin froh eine Toilette mit Dusche und Klospülung zu haben.
 Unser Cousin Andrej holt uns mit seinem Hyundai Geländewagen ab und zeigt und Qaraghandy. Seine ganze Familie ist auch schon nach 


Liebeserklärung an Qaraghandy, gehört zu jeder kasachischen Stadt.
Deutschland umgesiedelt, Andrej aber hat hier geheiratet und scheint guten Job zu haben. Konkrete Pläne nach Deutschland auszuwandern haben sie noch nicht. Sie fühlen sich aber in dem nach dem Zerfall der Sowjetunion zunehmend kasachischer werdenden Land ausländisch. Da sie auch kaum ein Wort kasachisch reden, nehme ich an, dass es bei ihnen auch nicht lange dauert, bis sie nach Deutschland kommen.
Obwohl die herbstlichen Temperaturen wohl noch Spaziergänge zulassen, sind kaum Menschen auf der Straße. Meine Jungs beschließen, abends noch ein Bier zu trinken, aber so was wie Nachtleben scheint hier auch an einem Samstag nicht zu existieren. Es gibt nur ein paar "spießige" Klubs mit 2-3 Gästen und deutschen Preisen. Durchschnittsgehalt hier liegt bei ca. 500 €. Ich denke die meisten haben hier Nebenverdienste.
Typische Wohnanlagen
In vielen Gesprächen innerhalb und außerhalb Qaraghandy hören wir immer wieder über die traurige Entwicklung der Stadt und Umgebung. Es erinnert mich an das Ruhrgebiet, nachdem die Kohleförderung nicht mehr rentabel wurde. Mit Schwerindustrie und Bergbau war diese Region vor der Perestroika eine tragende Säule Kasachstans. Doch in den Neunzigern wurde der Bergbau nicht mehr wirtschaftlich, viele Werke wurden geschlossen, Arbeitslosigkeit stieg und die Investoren blieben aus. Seitdem ist Qaraghandy das Problemkind des ganzen Landes. Lediglich einige Einkaufszentren und die Hauptstraße mit neuen Bauwerken und seinen Cafés zeugen vom einundzwanzigsten Jahrhundert.

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